Veröffentlicht: 24.01.2018 | Lesezeit: 3 Minuten
Einen Eisbeutel oder ein Kühlkissen hat sicher jeder schon mal an eine schmerzende Stelle gehalten. Die Symptome waren so meist schnell verschwunden. Diesen Effekt nutzt auch die Kryotherapie. Statt gefrorenem Wasser setzt sie allerdings flüssigen Stickstoff mit über -100 Grad Celsius ein. Was im ersten Moment verrückt klingt, hat viele Vorteile. Besonders bei Gelenkschmerzen und Entzündung, wie zum Beispiel Arthrose und Rheuma, kann die Kältebehandlung Linderung bringen.
Auch Schönheitschirurgen haben ihre Wirkung erkannt. Sie setzen sie zum Beispiel für straffe Haut oder gegen überzählige Fettzellen ein. In abgeänderter Form kann die Kryotherapie sogar bei Hautkrebs helfen.
So funktioniert die Ganzkörperkältetherapie
Die Kryotherapie sollte immer von einem Arzt begleitet werden. Denn nicht jeder Körper verkraftet die Zeit in der Kältekammer wie gewünscht. Oft werden die Patienten deshalb in kleinen Schritten daran gewöhnt. Zum Beispiel indem sie mehrere Kammern besuchen. Die Luft-Temperatur wird so nach und nach immer kälter. Bei mindestens -110 Grad Celsius findet dann die eigentliche Kryotherapie statt.
Drei Minuten lang verbringen die Patienten in der extremen Kälte. Dabei kühlt die Haut auf etwa 5 Grad Celsius ab. Die Körpertemperatur bleibt aber konstant. Schnelle Bewegungen sollten während der Behandlung unbedingt vermieden werden. Deshalb gehen viele langsam im Kreis, bis die langen Minuten um sind.
Das bewirkt die Kryotherapie
Die extreme Kälte versetzt unseren Körper sofort in Alarmbereitschaft. Er schüttet viele Hormone aus, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Zudem verringert die Kryotherapie die Aktivität einiger Enzyme. Ausgewählte Symptome, zum Beispiel bei einer Entzündung, werden so abgeschwächt.
Neben den körperlichen Auswirkungen gibt es auch einen psychologischen Effekt. Die Extremsituation überdeckt andere Probleme. So entsteht eine Art Ablenkungsschmerz, durch den andere Symptome in den Hintergrund rücken. Wieder im Warmen schüttet der Körper außerdem viele Endorphine aus. Das führt uns in einen fast rauschhaften Zustand. Wir fühlen uns hellwach, stark und bereit, es mit dem Leben aufzunehmen.
Einen weiteren positiven Nebeneffekt hat die Schönheitsindustrie für sich entdeckt. Der starke Temperaturwechsel zwischen Kälte und Wärme kurbelt den Stoffwechsel an. Das führt dazu, dass unsere Haut jünger und straffer wirkt. Außerdem verstärkt es die Fettverbrennung. In den USA gilt die Kryotherapie deshalb als echter Geheimtipp.
Die Kryotherapie bei Tumoren
Auch bei Hautkrebs setzen Mediziner die Kryotherapie ein. Dort kann sie häufig sogar einen Eingriff ersetzen. Tritt der Tumor zum ersten Mal und oberflächlich auf, so kann er ähnlich wie eine Warze vereist werden. Dafür wird er punktuell mit flüssigem Stickstoff behandelt. Die Krebszellen sterben ab und kommen hoffentlich nicht wieder. Besonders für Patienten, bei denen aus gesundheitlichen Gründen kein Eingriff vorgenommen werden kann, ist die sogenannte Kryochirurgie eine gute Alternative.
Was passiert nach der Therapie?
Die Kryotherapie bietet meist keine Heilung. Sie kann Symptome aber deutlich lindern. Bei Schmerzpatienten ist sie oft die Grundlage für eine weitere Behandlung. Nach zehn bis fünfzehn Tagen Kälte kann sie bei starken Gelenkschmerzen zum Beispiel eine weitgehend schmerzfreie Phase einleiten. In dieser ist dann intensive Psychotherapie möglich, um die Beschwerden weiter zu verbessern.
Auch als Beauty-Anwendung verfliegt der Effekt der Kryotherapie nach einiger Zeit wieder. Zum effektiven Abnehmen raten Experten deshalb zu mindestens einer Behandlung in der Woche. Wegen der freigesetzten Glückshormone nach der Behandlung empfehlen einige Naturheilkundler die Kryotherapie auch bei psychologischen Problemen, wie Depression oder Burn-out. Noch gibt es allerdings keine Hinweise darauf, dass so wirklich eine Besserung eintritt.
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