Hildegard-Medizin: Das können wir von der Naturheilkundlerin aus dem Mittelalter lernen

Hildegard von Bingen – den Namen haben schon viele gehört. Die Nonne ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten aus dem Mittelalter und wird dementsprechend hoch gelobt. In beinahe allen Texten wird Hildegard von Bingen als mutige Vorreiterin ihrer finsteren Zeit dargestellt. Dabei wissen wir nur wenig von ihr mit Gewissheit, viele Informationen machen eher skeptisch.

Die Naturheilkunde von Hildegard von Bingen

Im 12. Jahrhundert gab es nur wenig Kenntnisse über Gesundheit und Medizin. Das Hildegard von Bingen darüber Schriften veröffentlichte, war durchaus etwas Besonderes. Für viele Entdeckungen könnten sie ein wichtiger Anreiz gewesen sein. Ihr Wissen über Heilkunde, Ernährung und den menschlichen Körper hat Hildegard von Bingen vermutlich bei ganz unterschiedlichen Quellen zusammengetragen.

So fasste sie bekannte Hausmittel an einem Ort zusammen, orientierte sich an einigen wichtigen Werken, die teilweise noch aus der Antike stammten, und hat vermutlich auch Selbstversuche durchgeführt. Denn aus einigen Schriftstücken ist bekannt, dass die Nonne schon von klein auf gesundheitliche Probleme gehabt haben könnte. Ein guter Grund sich mit der Heilkunde zu beschäftigen und nach Behandlungsmöglichkeiten zu suchen.

Ihr Werk beschreibt alleine 290 Pflanzen, 153 Tierarten, 25 Mineralien und acht Metalle, die bei allerlei Leiden helfen sollen. Besonders in der Kräuterkunde gehen viele Erkenntnisse noch heute auf die Empfehlungen von Hildegard von Bingen zurück. Dabei sollten wir allerdings nicht vergessen, dass für die Nonne die Heilung immer auf dem Weg zu Gott lag. Spiritualität und Religiosität gehörten zu ihrer ganzheitlichen Medizin ebenso wie körperliche und seelische Gesundheit.

Der Mensch Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen war im Hochmittelalter eine Frau, die mit den wichtigsten Politikern Ihrer Zeit korrespondierte, ihren eigenen Willen durchsetzte und ihr Leben teilweise dem Heilen von Krankheiten widmete. Gleichzeitig musste sie sehr vorsichtig sein, nicht als Hexe oder Ketzerin verbrannt zu werden. Alle diese Eigenschaften machen sie zu einer beeindruckenden Persönlichkeit.

Doch um ihre hohe Stellung und ihr Ansehen zu behalten, musste sie wie alle anderen Mächtigen ihre Kontakte und Beziehungen nutzen. Einige der Briefwechsel mit einflussreichen Zeitgenossen, die heute erhalten sind, scheinen von ihr gefälscht oder überarbeitet zu sein, um ihr Ansehen zu steigern. Zudem sind ihre offiziellen Schriften nicht im Original erhalten. Sie wurden in späteren Zeiten ergänzt und überarbeitet, was es schwierig macht, die wahre Bedeutung von Hildegard von Bingen zu erfassen. Beschäftigen sich Wissenschaftler genauer mit Hildegard von Bingen, stoßen sie auf eine komplizierte, vielschichtige Frau, die nicht unbedingt die Heldin und Heilige war, die ihre Zeitgenossen in ihr gesehen haben.

Die Erkenntnis durch Hildegard von Bingen

Mit 81 Jahren erreichte Hildegard von Bingen ein hohes Alter und wurde doppelt so alt wie die meisten ihrer Zeitgenossen. Man könnte also durchaus sagen, ihre Heilkunst habe gewirkt – oder der Zufall habe sie zumindest unterstützt. Tatsächlich sind viele ihrer Weisheiten über Hygiene, Ernährung und Heilpflanzen auch heute noch korrekt. So empfahl sie zum Beispiel das regelmäßige Zähneputzen, setzte auf Dinkel als gesundes Nahrungsmittel und entwickelte eine Ringelblumensalbe.

Viele ihrer Behauptungen sind durch die moderne Wissenschaft aber auch wiederlegt, etwa das zu viel Trinken zu einer Überschwemmung des Körpers führen kann. Die meisten Wissenschaftler zweifeln, dass die 1970 aufkommende Hildegard-Medizin noch viel mit den ursprünglichen Rezepten und Empfehlungen gemein hat. Viele wären heute auch gar nicht mehr umsetzbar. Für das Wohlbefinden von Köper und Seele, das Hildegard von Bingen erreichen wollte, empfiehlt es sich deshalb, vor allem ihre Empfehlungen und unser heutiges Wissen zu vereinen. Denn eine Frau, die ihrer Zeit in vielem Voraus war, würde wohl niemandem empfehlen, in der Vergangenheit zu verweilen. 

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