„Die Pest des 21. Jahrhunderts“ – Steigende Krebserkrankungen weltweit

Alle Einwohner Europas entsprechen gerade einmal 9 % der Weltbevölkerung und machen doch 23,4 % aller Krebserkrankungen sowie 20,3 % aller Krebstodesfälle aus. Das IARC in Lyon sowie aktuelle Studien berichten fast übereinstimmend von steigenden Erkrankungszahlen. Wie lässt sich etwa Hautkrebs in Kontext mit dem Klimawandel setzen? Welche Rolle spielt das zunehmende Übergewicht der Bewohner von Industrieländern? Eine kurze Analyse:

Hautkrebs und der Klimawandel

Einer Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse KKH zufolge, stiegen die Diagnosen des schwarzen und weißen Hautkrebses innerhalb der Jahre 2007 bis 2017 immens. 87 % respektive 145 % mehr Deutsche erhielten demnach im Jahr 2017 diese Krebsdiagnose. Als mögliche Ursache nennen die Ersteller des Berichts unter anderem den Klimawandel – eine plausible Hypothese?

Der Klimawandel beschert Deutschland mehr Sonnentage und damit auch mehr UV-Belastung. Was erst einmal nachvollziehbar klingt, ist laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ nicht folgerichtig. Schließlich sei die Stärke des UV-Lichts unabhängig von der Temperatur und vielmehr in Zusammenhang mit Höhe und Wolkenbildung zu setzen. Bergbegeisterte wie Wanderer und Skifahrer weisen deshalb ein besonders hohes Risiko auf, später an einem Hautkrebstyp zu erkranken. Selbstverständlich spielt auch die Demografie eine Rolle sowie vermehrte Outdooraktivitäten und Sonnenbaden. Diesen Bezug stellt das Robert Koch Institut ebenfalls her.  

Schwarzer Hautkrebs in Deutschland im Jahr 2014:

11.000 Männer erkrankt

10.300 Frauen erkrankt

1800 Männer verstorben

1300 Frauen verstorben

 

 

 

Krebs und Übergewicht

Die Identifizierung der Krebsursachen ist ein vielversprechendes Präventionsmittel. So kann Krebs etwa auf ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel zurückgeführt werden. Die Erkrankung korreliert demnach auch mit der weltweit steigenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas.

Das Wohlstandssyndrom Übergewicht wirkt sich auf viele Bereiche der Gesundheit aus. Einer davon ist die Schlafhygiene. Immer mehr Patienten entwickeln eine obstruktive Schlafapnoe – eben auch wegen des hohen Gewichts. Die Risiken einer OSA wie vermehrte Tagesmüdigkeit, Hypertonie, kognitive Beeinträchtigungen oder Schlaganfall sprechen für sich. Forscher setzen die obstruktive Schlafapnoe jedoch neuerdings auch in den Kontext einer Krebserkrankung. Demnach könnten die vermehrten Abfälle der Sauerstoffsättigung um mehr als 10 % zur Entwicklung von Krebstumoren führen. Ein Beweis dieser These steht aus; epidemiologische Studien brachten keinen entsprechenden Zusammenhang. 

Zahlen im Kontext

185 Länder – 36 Krebstypen und Subarten – 18,1 Millionen Neuerkrankungen im Jahr 2018 – 9,6 Millionen Tote im Jahr 2018 – 1/5 Männern und 1/6 Frauen erkranken weltweit im Laufe ihres Lebens an Krebs – 1/8 Männern und 1/11 Frauen sterben daran – Fünf-Jahres-Prävalenz Schätzungen zufolge bei 43,8 Millionen

Es ist davon auszugehen, dass etwa vier Millionen Deutsche mit Krebs leben oder diese Erkrankung überstanden haben. Mediziner des DKFZ erwarten zudem global steigende Krebserkrankungen. Während momentan 500.000 Menschen in Deutschland eine solche Diagnose erhalten, veranschlagen sie für das Jahr 2030 bereits 600.000 Neuerkrankungen. Einfluss auf diese Zahlen haben etwa die demografische Entwicklung einerseits und eine Änderung des Lebensstils andererseits. Um Krebs als zweithäufigste Todesursache in Deutschland zu verdrängen, brauche es mehr strategische Forschung, fordern Experten.

Eine Strategie für die Forschung?

Der Prozess der malignen Transformation und das Wissen darum, ist Kern der Krebsprävention. Die maligne Transformation ist geprägt von metabolischen, immunologischen und hormonellen Veränderungen. Je mehr wir über die Abläufe dieser biologischen Prozesse wissen, desto besser lassen sich Krebserkrankungen und Todesfälle vorbeugen beziehungsweise reduzieren.

Die Aussetzung mit Karzinogenen zu verringern beziehungsweise zu vermeiden, wirkt sich ebenso positiv aus. Verhaltensinterventionen im Bezug auf die Ernährungsgewohnheiten, mehr Bewegung oder auch aktive Gewichtsabnahme werden primär erforscht. Impfungen bei infektiösen Auslösern können wirken und sollen weiter ausgebaut werden.

Dennoch: Krebs ist keine eigene Krankheit an sich. Es handelt sich vielmehr um ein Sammelsurium aus verschiedenen verwandten Krankheiten. Ist das verinnerlicht und in der Folge auch angewandt, kann dieses Wissen relevant für die Krebsprävention und den klinischen Umgang damit werden. Im Detail: Ein umfangreiches Wissen über die möglichen Ursachen einer Krebsart, die Entwicklung, das Erkennen der Erkrankung und wie Prävention aussehen kann, sollte je nach Tumorart oder Subtyp qualifiziert werden. In vielen Bereichen fehlt es nach wie vor an anerkannten Screeningverfahren. Die technologischen und datenwissenschaftlichen Methoden wachsen rasant. Es gilt sie zu nutzen.

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