Die Alexandertechnik – eine außergewöhnliche Therapie

Im Laufe unseres Lebens lernen wir, wie wir sitzen, stehen oder auch unser Bad putzen. All diese kleinen oder auch großen Bewegungen gehören zu unserem Alltag. Wir denken bald nicht mehr darüber nach. Doch was ist, wenn uns plötzlich der Rücken wehtut, die Füße schmerzen oder im Fall von Frederick Matthias Alexander die Stimme versagt? Auf einmal werden alltägliche Bewegungen, wie Sprechen oder Aufstehen, schwer.

Frederick Matthias Alexander beobachtete sich deshalb selbst und entwickelte daraus eine Theorie. Wir lernen zwar all die Bewegungen, die wir täglich brauchen, oft machen wir sie aber unter einer großen Anspannung. Das führt dann zu Beschwerden. Anfang der 20er Jahre begründete er deshalb die Alexandertechnik, eine Art Coaching, das den Menschen helfen soll, ihr Verhalten zu verbessern. Diese besondere Technik wird auch heute noch an vielen Orten angewandt und erforscht. Sabine Scholz, selbst Alexandertechnik Coach, hat uns einige Fragen dazu beantwortet.

Sabine Scholz Alexandertechnik Coach

Mit welchen Beschwerden kommen die Menschen zu Ihnen?

Die Alexandertechnik beschäftigt sich mit ungünstigen Bewegungs- und Verhaltensmustern. Daraus entstehen oftmals Verspannungen und Schmerzen, wie zum Beispiel Schulterbeschwerden oder Schmerzen in den Knien. Manchmal fühlen sich die Menschen auch einfach unrund, also nicht mehr wohl in ihrem Körper.

Wie kann man die ungünstigen Bewegungs- und Verhaltensmuster ändern?

Meine Hauptaufgabe besteht darin, herauszufinden, wie der Schüler oder Klient, der zu mir kommt, das tut, was er tut. Dabei versuche ich, vor allem die Eigenwahrnehmung zu schulen. Diese Eigenwahrnehmung soll anschließend in den Alltag hineingetragen werden. Bei der Alexandertechnik zeige ich keine Übungen, die Sie einfach wiederholen müssen. Bei uns geht es darum, dass man sich die gewohnten Alltagsbewegungen bewusst macht und diese dann auf eine andere Art und Weise ausführt. Damit das funktioniert, nutzen wir das Mittel einen kurzen Moment innezuhalten. Das verschafft uns Zeit, die Befehle an das Gehirn zu geben, um eine Alltagsbewegung richtig auszuführen.

Auch die mentale Attitüde spielt dabei eine Rolle. Wenn ich eine Aufgabe ausführe, zum Beispiel putzen, und habe dabei nur das Ziel vor Augen, schnell fertig zu werden, ist das ebenfalls ein Trigger, der zu hohen Spannungen und Beschwerden führt. In der Alexandertechnik nennen wir das Zielfixierung. Stattdessen versuchen wir, die Menschen dahin zu führen, dass sie ganz bei dem sind, was sie tun.

Wie sieht eine Sitzung in der Alexandertechnik aus?

Eine Übung, die wir mit den Leuten immer machen, ist aufstehen und hinsetzen. Viele halten dabei in den Knie- oder Fußgelenken fest und plumpsen dann das letzte Stück mit dem Po nach hinten. Ihnen ist nicht bewusst, dass Hinsetzen ein Zusammenspiel zwischen den Gelenken, im Prinzip zwischen dem ganzen Körper, ist. Dabei gibt es nicht die perfekte oder richtige Art, sich zu setzen. Vielmehr finden die Klienten im Laufe der Zeit, die richtige und perfekte Möglichkeit für sich selbst. Sie lernen, die Bewegung so zu machen, dass es ihnen guttut und sich nicht verspannen. Das können sie dann im Alltag und in jeder individuellen Situation anwenden.

Die Übungen sind natürlich so individuell wie die Beschwerden der Patienten. Gibt es denn einen Richtwert, wie viele Sitzungen ich ungefähr brauche, um mich zu verbessern?

Das Lernen beginnt schon in der ersten Stunde. Wie lange die Leute kommen, ist aber ganz unterschiedlich. Der größte Teil meiner Klienten bleibt über einen längeren Zeitraum, also mehrere Monate. Am Anfang treffen wir uns etwa wöchentlich und dann werden die Abstände immer größer. Man wird eigenständiger und eigenständiger. Etliche bleiben über viele Jahre und kommen so alle vier bis sechs Wochen, einfach um weiter zu lernen und immer wieder aufzufrischen. Ich hatte aber auch schon den Fall, dass jemand wegen Rückenschmerzen zu mir kam und nach genau sechs Stunden ist er wieder gegangen. Das Ziel dieses Klienten war es, die Rückenschmerzen loszuwerden und die Alexandertechnik hat ihm dabei geholfen. Andere bleiben auch, nachdem sie den primären Schmerz überwunden haben, einfach weil sie die Gesamtkoordination, das „Mehr im Moment Sein“ weiter lernen möchten.

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