Antikörper und PCR - wie zuverlässig sind Coronatests?

Nach langen Wochen mit Kontaktbeschränkungen und Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie, wird das öffentliche Leben seit dem 4. Mai wieder Stück für Stück hochgefahren. Grundlage dieser Entscheidung war neben der sinkenden Reproduktionszahl R0 unter anderem auch die zeitnahe, großflächige, Möglichkeit auf eine bereits überstandene Infektion zu testen. Diese Antikörpertests sollen das bisher genutzte PCR-Verfahren ergänzen. Doch neben den positiven Entwicklungen im Bereich der Testdurchführungen, mehrt sich die Kritik an der Zuverlässigkeit der Testergebnisse. Es stellt sich somit die Frage, wie sicher sind Coronatests?

Wie funktionieren die Testverfahren?

Bei den Testverfahren, die im bisherigen Verlauf der Pandemie sowohl von Forschern und medizinischen Einrichtungen, als auch in den Medien regelmäßig genannt wurden, handelt es sich um den PCR-Test und den Antikörpertest. Beide Vorgehensweisen können ihren Teil zur Bekämpfung des SARS-CoV-2-Erregers leisten, unterscheiden sich abseits davon jedoch stark.

PCR-Test

Unter dem Namen PCR sind alle Tests zusammengefasst, die bei akutem Verdacht auf eine Infektion einen Abstrich aus Mund, Nase oder Rachen einer Person nach einem bestimmten Verfahren untersuchen, der Real-time Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion. Dabei wird die entnommene Probe auf das Erbgut des Virus getestet, um so eine mögliche Erkrankung zu bestätigen oder zu widerlegen.
Das Verfahren ist von Experten weltweit und Organisationen wie der WHO seit vielen Jahren anerkannt und bildet nun für alle Länder die Basis zur Entwicklung eigener Testverfahren. Der erste Test für Covid-19 stammt dabei aus dem Konsiliarlabor für Coronaviren an der Charité Berlin.

Antikörpertest

Im Gegensatz zu den PCR-Tests spielen Antikörpertests bei der Diagnose oder der Früherkennung von Covid-19 keine Rolle. Sie kommen zum Einsatz, um die Bildung von Antikörpern zu überprüfen, die entstehen können, sobald der Virus vom Immunsystem erkannt wurde und Gegenmaßnahmen eingeleitet sind.
Der Zeitpunkt dafür ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts frühestens sieben Tage nachdem sich die ersten Symptome gezeigt haben.

Antikörpertests stehen besonders in der Kritik

Besonders die Zuverlässigkeit der Ergebnisse eines Antikörpertests ist bei vielen Virologen und Medizinern von Beginn an ein großer Kritikpunkt.
Das Problem: SARS-CoV-2 ist ein neues Virus und dementsprechend fehlen sowohl Daten zum Krankheitserreger selbst, als auch zum entsprechenden Abwehrstoff. Dieser Umstand macht eine zielgerichtete Bestimmung von Antikörpern besonders herausfordernd.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die vielen unspezifischen Schnelltests, die von kommerziellen Herstellern auf den Markt gebracht werden. Aufgrund einer EU-Verordnung können noch bis zum Jahr 2022 Tests angeboten werden, die nicht von unabhängigen Laboren auf ihre Wirksamkeit geprüft werden müssen. Ein Resultat daraus kann die fehlende Unterscheidung der Antikörper verschiedener Coronaviren sein. Laut dem Bundesverband Deutscher Laborärzte kann es dadurch zu einer sogenannten Kreuzreaktion mit anderen Coronaviren kommen, die zum Beispiel als Erkältungsviren weit verbreitet sind.
Es kann also vorkommen, dass ein Test der im Internet gekauft wird, ein falsch positives Ergebnis anzeigt. Falsch positiv bedeutet, dass im Blut der getesteten Person Antikörper festgestellt wurden, diese aber nicht zu SARS-CoV-2 gehören, sondern zu einem anderen Stamm. Doch auch Antikörpertests die in zertifizierten Fachlaboren durchgeführt werden, können aufgrund der Neuartigkeit von Covid-19 eine Fehlerquote von bis zu drei Prozent haben. Dementsprechend sehen Virologen weltweit den Antikörpertest zwar als sinnvolles Werkzeug, um eine mögliche Immunität zu bestimmen, doch dafür sind aussagekräftige Daten und Forschungsergebnisse unabdingbar.

PCR-Test laut Experten zuverlässig

Der PCR-Test auf der anderen Seite hat seine Zuverlässigkeit neben dem Test auf das Coronavirus in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Heute gilt die Polymerase-Kettenreaktion bei unterschiedlichen Erb- oder Tumorerkrankungen als Testverfahren der Wahl. Sie eignet sich ebenfalls dazu Viren, Bakterien oder Parasiten nachzuweisen, und wie viele Erreger den Körper befallen haben. Experten sprechen deshalb bei PCR-Tests von der verlässlichsten Testmethode auf Covid-19.

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