Ist ein Zahnimplantat das richtige für Sie? Vorteile, Nachteile und individuelle Faktoren
Ob wegen Karies, Parodontitis oder eines Unfalls – Zahnverlust ist erstmal ein Schock. Die meisten Patienten und Patientinnen wünschen sich deshalb eine schnelle und unauffällige Lösung. Doch wie kann eine Zahnlücke am besten geschlossen werden? Für wen ist ein Zahnimplantat geeignet und wann sollten Sie sich lieber für eine Alternative entscheiden?
Dr. Philip Kummerer - Zahnarzt in Pinneberg – hat in seiner langjährigen Praxiserfahrung schon viele Patienten und Patientinnen auf dem Weg zum passenden Zahnersatz beraten. Hier gibt er deshalb einen umfassenden Überblick über Vorteile, Nachteile und Voraussetzungen für Zahnimplantate.
Zahnimplantat – so sieht moderner Zahnersatz heute aus
Bei Zahnersatz denken viele Patienten und Patientinnen auch heute noch an die herausnehmbaren Gebisse. Seitdem haben sich Technik und Methoden allerdings deutlich weiterentwickelt. Prothesen und Implantate können heute passgenau angefertigt und eingesetzt werden. So fügen sie sich unsichtbar in die Zahnreihe ein und fallen im Alltag nicht mehr auf. Zahnimplantate bieten dabei besonders guten Halt und Komfort.
Was ist ein Zahnimplantat?
Zahnimplantate gehören zum festsitzenden Zahnersatz. Sie bestehen in der Regel aus zwei Teilen: einer künstlichen Zahnwurzel und der sichtbaren Suprakonstruktion (Krone, Brücke oder Prothese). Die künstliche Zahnwurzel wird direkt in den Kieferknochen gesetzt. Nach der Einheilungsphase ist sie fest mit dem Kiefer verbunden, was sie besonders stabil und langlebig macht. Auf ihr kann dann der sichtbare Teil (Suprakonstruktion) befestigt werden.
Zahnimplantate bestehen meist aus Titan und Keramik. Sie sind damit besonders biokompatibel und gut verträglich. Bei Allergien, Unverträglichkeiten oder anderen individuellen Einschränkungen sind auch Zahnimplantate komplett aus Keramik möglich.
Vorteile von Zahnimplantaten
Zahnimplantate gelten als die hochwertigste und modernste Form des Zahnersatzes. Grundlage dafür bildet die künstliche Zahnwurzel aus Titan. Erst in den 1960er Jahren entdeckte der Orthopäde Prof. Per-Ingvar Brånemark, dass dieses Metall fest mit dem Knochen verwachsen kann. Dieser Vorgang, den er Osseointegration nannte, sorgt für zahlreiche Vorteile von Zahnimplantaten gegenüber herkömmlichem Zahnersatz.
- Fester Halt: Die künstliche Zahnwurzel verwächst fest mit dem Kieferknochen und bietet dann den gleichen Halt wie eigene Zähne.
- Kein Beschleifen: Wird der Zahnersatz an Nachbarzähnen befestigt, zum Beispiel bei einer Brücke, müssen diese in der Regel beschliffen werden. Bei Zahnimplantaten ist dies nicht nötig. So kann gesunde Zahnsubstanz geschont werden.
- Knochenabbau wird verhindert oder verlangsamt: Durch die fehlende Belastung baut sich der Kieferknochen rund um eine Zahnlücke mit der Zeit ab. Ein Zahnimplantat kann dies verhindern oder zumindest deutlich verlangsamen.
- Natürliches Aussehen und Gefühl: Zahnimplantate sind den natürlichen Zähnen sehr ähnlich. Nach der Ausheilungsphase bemerken Patienten und Patientinnen deshalb im Alltag meist keinen Unterschied mehr.
- Hohe Lebensdauer: Studien zeigen, dass etwa 90 % der Zahnimplantate auch nach 10 Jahren noch vollkommen funktionstüchtig sind. Bei guter Pflege sowie regelmäßiger Kontrolle gehen Experten und Expertinnen davon aus, dass Zahnimplantate mindestens 15 -20 Jahre halten.
Mögliche Nachteile und Risiken von Zahnimplantaten
Zahnimplantate sind mit einem invasiven Eingriff verbunden. Je nach Technik braucht es oft mehrere Sitzungen und eine Ausheilungsphase, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Selten kann es auch zu Komplikationen wie Entzündungen kommen. Diese Nachteile können abschreckend wirken und sollten mit dem Zahnarzt oder der Zahnärztin vorab genau besprochen werden.
Hinzu kommt, dass die Kosten für ein Zahnimplantat ganz oder teilweise selbst getragen werden müssen. Auch hier ist Transparenz von Seiten der Zahnarztpraxis wichtig. Patienten und Patientinnen sollten in jedem Fall einen ausführlichen Kostenvoranschlag sowie ausreichend Bedenkzeit bekommen.
Die Erfolgsrate eines Zahnimplantats hängt nicht zuletzt von der Mundgesundheit und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Die individuelle Situation eines jeden Patienten bzw. einer jeden Patientin sollte bei der Entscheidung für oder gegen ein Zahnimplantat deshalb ebenfalls berücksichtigt werden.
Für wen ist ein Zahnimplantat geeignet?
Zahnimplantate sind oft die beste und langfristigste Lösung, wenn ein Zahn ersetzt werden muss, allerdings sind sie nicht immer geeignet. Denn für Zahnimplantate müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehören: ausreichend Kieferknochen, gesundes Zahnfleisch und eine gute Mundhygiene.
Raucher:innen müssen zudem einige Zeit vor dem Eingriff sowie während der Heilungsphase auf Zigaretten verzichten oder den Konsum zumindest stark einschränken.
Zusätzlich können Vorerkrankungen zu Einschränkungen führen. Bei einigen Erkrankungen können Zahnimplantate nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden. Dazu zählen: Diabetes, Osteoporose und andere Knochenstoffwechselerkrankungen. Auch bei einer starken Immunschwäche sind Zahnimplantate keine gute Wahl.
Zuletzt spielen bei Zahnimplantaten auch persönliche Gründe eine wichtige Rolle. Haben Sie Zahnarztangst oder Angst vor Eingriffen braucht es oft eine besonders enge und persönliche Betreuung durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin. Angstlösende Medikamente können eine große Unterstützung sein. Hier sollten Sie Vorteile und Nachteile gemeinsam genau abwägen.
Die Voraussetzungen für Zahnimplantate im Überblick:
- Ausreichend Kieferknochen und gesundes Zahnfleisch
- Nichtraucher:in
- Gute Mundhygiene
- Keine einschränkenden Vorerkrankungen (z. B. Diabetes, Osteoporose)
Welche Alternativen für Zahnimplantate gibt es?
Ob Patienten und Patientinnen nun aus persönlichen, finanziellen oder medizinischen Gründen zweifeln, ob ein Zahnimplantat wirklich das richtige für sie ist: In der Zahnheilkunde gibt es einige hochwertige Alternativen, die sie in Betracht ziehen können. Als Alternative für Zahnimplantate bieten sich Kronen, Brücken, Teilprothesen und Vollprothesen an.
Die Kosten sind hierbei je nach Ausführung deutlich geringer. Zudem kann der Zahnersatz ohne invasiven Eingriff und in der Regel sehr viel schneller eingesetzt werden. Auch Zahnbrücken sowie Zahnprothesen bieten heute eine gute Stabilität, allerdings ist diese nicht mit dem festverwachsenen Zahnimplantat vergleichbar. Sie haben außerdem einen geringeren Tragekomfort und verfügen nicht über die gleiche natürliche Optik. So können beispielsweise Klammern erkennbar sein.
Entscheidungsfaktoren: So finden Sie den passenden Zahnersatz
Eine ausführliche Diagnostik bietet dafür die Grundlage. Röntgenaufnahmen des Kiefers aber auch eine ausführliche Analyse der Mundgesundheit ermöglichen eine Beurteilung, ob und wie ein Zahnimplantat bei Ihnen möglich ist.
Zudem sollten Sie sich genau über den Ablauf einer Implantation, OP-Risiken, und die Nachsorge beraten lassen.
Vor der Entscheidung sollen die Kosten geklärt sein. Es ratsam sein, sich in ihrer Praxis über Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren. Fragen Sie dafür gerne auch direkt bei etwaigen Zahnzusatzversicherungen nach, ob und was diese genau übernehmen.
Die Entscheidung, ob ein Zahnimplantat das Richtige für Sie ist, ist nicht einfach. Sie sollten deshalb alle Faktoren genau abwägen und sich eng von Ihrem Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin beraten lassen.