Dr. med. Dieter Jung

Dr. med. Dieter Jung

Facharzt für Allgemeinmedizin

Der Allgemeinmediziner Dr. Dieter Jung beantwortet alle Fragen rund um Ihre Gesundheit. Dafür setzt er auch auf alternative Methoden, wie Autogenes Training, Naturheilkunde und Suchttherapie.

Nein sagen ist der erste wichtige Schritt, um mit dem Rauchen aufzuhören. - © Knut Wiarda Fotolia

Tabak-Entzugstherapie: Was passiert bei Nikotin-Sucht?

Auch wenn der Tabakkonsum zurückgeht, Rauchen ist immer noch weit verbreitet. Die tägliche Zigarette schmeckt einfach zu gut, als dass ein gesundheitliches Risiko abschrecken könnte - oder doch nicht? ÄRZTE.DE EXPERTE Dr. Dieter Jung hat schon viele Raucherentwöhnung begleitet und ist sich sicher: Es gibt eine Methode die bei allen hilft. Für uns hat er die Sucht und die Gegenmaßnahmen zusammengetragen: 

 

Bei Nikotin und Alkohol

Da fühlt der Mensch sich richtig wohl.

Doch leider rafft ihn nichts so hin

Wie Alkohol und Nikotin.

Eugen Roth

Beide raffen uns hin, und zwar wie nichts. Und doch bestehen zwischen den beiden große Unterschiede. Für Alkohol, genauer gegen die Alkoholabhängigkeit, gibt die Kasse immense Summen aus. Um den oder die rauchende Abhängige kümmert sich die gesetzliche Krankenversicherung hingegen gar nicht. Zwar hat sie einen ICD-Schlüssel für suchtmäßige Abhängigkeit vom Nikotin, aber nie kommt ihr als Krankenkasse die Idee, dass sie dafür auch Therapien bezahlen sollte. Vielleicht liegt es am Marshmallows-Effekt.

Warum rauchen wir trotz der Gefahr?

Beim Alkohol merke ich sofort etwas und verbinde auch den sichtbar Betrunkenen am Straßenrand mit der Droge. Beim Zigarettenkonsum sehe ich den auf der Intensivstation langsam am Kehlkopfkarzinom Dahinsiechenden nie. Und wenn die Gedankenverbindung zwischen Rauchen und dessen Folgen aufkommt, dann nur in Form des folgenden Witzes: Kommt ein Kunde in den Kiosk um Kippen zu kaufen, und liest auf der Schachtel: „macht impotent!“ – „Ihhh, wie widerlich – geben Sie mir bitte die mit Krebs!“ Ganz ähnlich wie beim Marshmallow-Effekt sind die Auswirkungen zu weit entfernt, um wirklich wichtig zu wirken.

Der Marshmallow-Effekt

Der Marshmallows-Effekt ist ein nach einem US-Psychologen benannter Versuch bei dem vor einem Kind ein Marshmallow auf einen Teller gelegt wird. Wenn es 15 min lang diese Süßigkeit nicht isst, bekommt es als Belohnung zwei Marshmallows. Die, die sich zugunsten eines höheren späteren Genusses enthalten konnten, (Belohnungsaufschub-Test von W. Mischel, 1960) hatten im späteren Leben ein doppelt so hohes Jahreseinkommen als die Sofort-Zugreifer. Fragt sich natürlich, ob als Lebensmodell Diogenes oder Trump wünschenswerter ist. Aber es erklärt, warum eine späte Belohnung / Bestrafung nur für sehr intelligenten Menschen Sinn macht und nicht für die Masse.

Wie gefährlich ist Tabak wirklich?

Schauen wir uns um in der Landschaft der Suchtstoffe. Wenn wir eine Ampel bauen mit den Feldern Lebensgefahr, Gesundheitsgefahr, Entzugsgefahr, so sähe sie für Tabak so aus: gelb für akute Lebensgefahr, rot für gesicherte gesundheitliche Schäden und grün für Entzugs-Gefahr.  Trotz der langfristigen Gefahr wird Tabak bei uns händereibend geduldet, oder soll ich neudeutsch sagen: geliket, da es Milliarden Steuereinnahmen bringt.

Was ist Sucht eigentlich?

Jeder Suchtstoff bringt ganz verschiedene Möglichkeiten, Gefahren und Probleme mit sich. Eins aber im Wesentlichen unterscheidet ihn von natürlichen Stoffen, wie z.B. Wasser oder Zucker, die auch ein Lustgefühl geben und ein Wohlgefühl zurücklassen. Bei den Suchtmitteln wachsen mit der Länge des Konsums immer mehr Sucht-Rezeptoren dazu, die, wenn sie nicht kontinuierlich weiter bedient, d.h. gefüllt werden, das Gefühl der Unlust machen, das erst durch Auffüllung wieder zum Gleichgewicht zurückkehrt. Bei Wasser und Zucker bleibt die Summe der Rezeptoren gleich, sodass wir nicht mehr Zucker oder mehr Wasser brauchen für dasselbe Lustgefühl.

Es geht auch ohne Tabak

Man kann die vielen angenehmen Wirkungen des Nikotins bücherweise schildern, aber eins bleibt klar, ohne diese kann man auch fröhlich sein:
Kein Kind ruft nach Alkohol oder Tabak. Und wenn es Zeit seines Lebens nicht damit konfrontiert wurde, lebt es definitiv glücklich, denn ihm fehlt nicht das dumme Auffüllen-Müssen der Suchtrezeptoren.
Nur, wenn diese aufgefüllt sind und ein kleines bisschen drüber, dann kommt erst das „normale“ Wohlgefühl auf. Da man aber immer, wenn etwas gut war oder etwas Schlechtes überwunden werden soll, erst einmal die Rezeptoren auffüllen muss, entsteht der Pawlowsche Kurzschluss in der Gedanken- und Gefühlssteuerung, dass es das Auffüllen der Rezeptoren sei, was das Lebensglück ausmache. („Ich genieße einfach das Rauchen!“)

Wie wird man die Sucht wieder los

Jetzt müssen wir nur noch den Rose-of-Jericho-Effekt kennenlernen und wir wissen alles was wir brauchen: Wenn wir aufhören zu Rauchen oder Trinken (letzteres bitte nur mit ärztlicher Begleitung, da Krampfanfälle auftreten können) dann verschrumpeln die Rezeptoren und rufen nicht mehr und brauchen auch nicht mehr aufgefüllt zu werden. Die Schrumpfzeit ist zwar schmerzhaft wie eine juckende und heilende Wunde, bedarf eines konsequenten Willens und gegebenenfalls ärztlicher Unterstützung, aber dann ist alles wunderbar, man ist gesund wie vorher ohne Suchtmittel.

Nur: Eine Minimenge des Suchtmittels genossen (im jeweiligen Falle Alkohol oder Tabak oder Cannabis oder Cocain oder THC) und... sie blüht wieder auf, die Rose wie der Ring der Rezeptoren, die sofort wie vorher schreien „mehr, mehr, mehr!“  Egal wie lange die scheinbar abgestorbene Pflanze mit dem Namen Rose-of-Jericho als Ball trockener Äste durch die Wüste windgetragen rollte, kommt Regen, blüht sie sofort auf zu voller Schönheit. Das macht die Rückfallsituation aus.

Ärztliche Begleitung hilft beim Entzug

Wenn ich auf die lange Zeit unserer sehr erfolgreichen Raucherentwöhnung zurückblicke, so auch mit Bewunderung für die, die es ganz ohne Arzt geschafft haben. Immer nur nach der Methode des Sofort-für-immer-Aufhören, oder Today-is-the-Day Regel.
Sei es meine Frau (von 40 auf Null) als ein Patient den sie operieren sollte, am Lungen-Karzinom starb, sei es Herr Dr. B, der wegen einer Thrombose so erschrak, dass ihm die Notwendigkeit des Sofort Stopps klar wurde, sei es Herr Rechtsanwalt Dr. H., der auf einmal morgendlich mit starken Kopfschmerzen aufwachte und deswegen plötzlich und für immer aufhörte, sei es unsere Helferin S. die schwanger wurde und damit den Schritt wagte. Wichtig ist nur es muss ein Tag sein, den Sie bestimmen.

Den Rest machen wir, also die Überwindung der Entzugszeit-Probleme. Sei es mit Hypnose, Autogenem Training, sei es mit Tablette (Tabex ist zurzeit die Substanz auf die wir bauen), sei es mit Akupunktur, sei es mit e-Zigaretten oder rosenkranzähnlichen Ketten zur Fingerberuhigung. Das ist hilfreich, aber der Stichtag muss in Ihrem Kopf festgebrannt werden. Ein einmaliger Tag.

Alle anderen Methoden haben dem gegenüber versagt, jede Aversionstherapie, jedes stufenweise Reduzieren, jede Vernunftanwendung über Krankheitsaufklärung, jede Belehrung über die Todeszahlstatistik oder die schaurig-lustigen Horrorbilder amputierter Beine. Entweder Sie rauchen lustvoll weiter oder Sie gewinnen lustvolle Möglichkeiten gesunder Freiheit. Suchtfreiheit. Nie mehr auf die schmuddelige Raucherinsel gehen müssen.  Kommen Sie zu uns und wir machen Ihnen Beine! Im Rauch sind ja zwei Teufel, die Giftstoffe, die Krebs machen und das Kohlenmonoxyd, dass Sauerstoffmangel in den Erythrozyten macht und dann kommt es zu den bekannten Durchblutungsstörungen, zu Gefäßschäden, zu Infarkt, ach lassen wir das Gruselkabinett weg, Sie brauchen nur die that-is-the-day Therapie, wir helfen Ihnen weiter.

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