Stiftung Warentest: „Ein Viertel der rezeptfreien Medikamente wenig empfehlenswert“

Im Rahmen der Arzneimittelsicherheit stellt sich auch immer die Frage, wie Patienten mit richtig unangenehmen Symptomen klarkommen und nicht gleich jedes Erkältungssymptom maßlos mit Medikamenten bekämpfen. So ist Fieber etwa ein wichtiges Instrument des Körpers. Kommt der Patient jedoch an seine Grenzen, helfen einzelne Wirkstoffe wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol gut gegen Fieber und Schmerzen.

Das ist eines der Fazite der Stiftung Warentest in ihrem Test von freiverkäuflichen Medikamenten. In diesem Beispiel rät sie anstelle von Kombimittel für Erkältungen eher dazu, Einzelwirkstoffe separat einzunehmen. Das sei nicht nur eine gezieltere Behandlung, sondern meist auch noch günstiger, denn bekannte Kombimedikamente sind teuer.

Weiterhin sei zudem die Ergänzung der Wirkstoffe in vielen Fällen nicht sinnvoll und dass mehr Wirkstoffe auch gleich mehr Nebenwirkungen ist, muss nicht extra erwähnt werden. Inhaltsstoffe wie Koffein oder Alkohol verleiten Patienten in zu oft zu erhöhtem Verbrauch und Gewöhnung.  

Für einige Mittel zu Magen-Darm-Leiden findet der Test ebenfalls deutliche Kritik. So führen etwa Abführkapseln mit Rizinusöl oder Mittel mit Aloe gegen Verstopfung wesentlich stärker und unsanfter ab, als es in den meisten Fällen nötig wäre.

 Rund 500 rezeptfreie Medikamente sind wenig empfehlenswert

Wenn von 2.000 getesteten Medikamenten ein Viertel nicht empfohlen werden kann, darunter auch viele bekannte Mittel, kann das Patienten verunsichern. Darauf angesprochen, verweist die Stiftung Warentest auf die Formel, dass eine reine Zulassung in Deutschland ungleich einer adäquaten Wirksamkeit und Sicherheit ist. Keinesfalls dürfe von bedenkenloser Einnahme die Rede sein.

Von wem und wie wird getestet?

Um Patienten eine bessere Einsicht zu verschaffen, so die Stiftung Warentest, bewertet ein unabhängiges Gremium aus Experten der Medizin, Pharmazie und Pharmakologie alle veröffentlichten Untersuchungen zu Medikamenten. Es nimmt sich dabei auch Informationen vor, die nicht aus den Quellen der Pharmakonzerne stammen. Bewertet wird mit „geeignet“ bis „wenig geeignet“, wobei die negativste Bewertung jene Mittel erhalten, deren Wirksamkeit nicht genügend bewiesen ist. Das gleiche Urteil gilt für die Medikamente, deren therapeutischer Effekt, wird er den Nebenwirkungen gegenübergestellt, zu gering ist.

Zulassung von Medikamenten in Deutschland ≠ Qualität und Nutzen für Patienten

Etwa 100.000 Medikamente sind in Deutschland zugelassen, die Hälfte davon ist ohne Rezept in Apotheken erhältlich. Das Bfarm, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, prüft im Zuge der Zulassung eines Mittels ob seitens des Herstellers Wirksamkeit, pharmazeutische Qualität und Unbedenklichkeit nachgewiesen wurden.

Für diesen Beleg werden teils riesige Studien mit Tausenden Probanden durchgeführt. Eines wird dabei aber oft vergessen, mahnt das Gremium der Stiftung Warentest: Die Studien sind in den meisten Fällen viel zu kurz. Jene Nebenwirkungen, die erst nach längerer Einnahme zutage treten, ließen sich so nicht erkennen.

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