Veröffentlicht: 03.03.2022 | Lesezeit: 3 Minuten

An Virtueller Realität kommt man in der medizinischen Forschung gerade kaum vorbei. Denn was anfangs eher als Freizeitspaß angesehen wurde, soll inzwischen das Gehirn beeinflussen und damit zahlreiche neue Therapien ermöglichen. Besonders bei Traumata und Phobien, aber auch Angststörungen sowie Depressionen wird mit Virtueller Realität experimentiert. Ein weiterer großer Forschungsbereich: Schmerzen.
Weniger Schmerzen dank Virtueller Realität
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass unser Schmerzempfinden durch Virtuelle Realität beeinflusst werden kann. Sie sorgt etwa für Ablenkung oder kann die Wahrnehmung von Reizen verändern. Das ist eine spannende Erkenntnis, denn die Technik könnte bald eine Alternative oder Ergänzung zu Opiaten darstellen. Nebenwirkungen wie die Abhängigkeit und die nachlassende Wirkung könnten so minimiert werden.
Besonders interessant ist die Virtuelle Realität auch im Bereich der chronischen Schmerzen. Tritt der Gewöhnungseffekt an den Reiz Schmerz einmal ein, werden die Betroffenen ihn meist nicht mehr los. Er begleitet den Alltag, führt zu großen Einschränkungen und macht es oft unmöglich zu arbeiten oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine Behandlung oder Therapie ohne Schmerzmittel ist in solchen Fällen besonders wichtig.
Wie kann Virtuelle Realität bei chronischen Schmerzen helfen?
Natürlich gibt es bereits zahlreiche Ansätze, wie chronische Schmerzen behandelt werden können. Oft sind etwa Entspannungstechniken oder Atemübungen Teil der Therapie. Mit der Virtuellen Realität wollen ExpertInnen aber noch einen Schritt weiter gehen. Sie möchten die Vorgänge im Gehirn beeinflussen, sodass es seltener Schmerzreize sendet.
Wie ein solcher Effekt erreicht werden könnte, ist bisher noch nicht klar. Deshalb gibt es dazu gerade viele Experimente und Untersuchungen. Aktuell läuft zum Thema chronische Schmerzen und Virtuelle Realität etwa ein großes Projekt, ReliefVR. Es wird vom Unternehmen „Videoreality“ in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg und dem Lehrstuhl für Psychologie I der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) durchgeführt.
Mithilfe einer VR Brille erleben die TeilnehmerInnen sich zunächst als virtueller Avatar. Anschließend soll die körperliche Wahrnehmung verändert werden. Eine Art außerkörperliche Erfahrung entsteht, in der Übungen schmerzfrei durchgeführt werden können, die im normalen Alltag nicht möglich wären. Ziel ist es, dass das Gehirn auch außerhalb der Virtuellen Realität weniger Schmerzreize sendet.
ReliefVR – ein großes Projekt mit ungewissem Ausgang
Das Projekt ist auf zwei Jahre ausgelegt. Läuft es gut, soll 2023 eine Machbarkeitsstudie starten. Noch ist allerdings unklar, wie effektiv die Virtuelle Realität bei der Linderung von chronischen Schmerzen ist. Hinzu kommt: Die meisten Betroffenen reagieren unterschiedlich auf mögliche Therapien. Während dem einem beispielsweise Autogenes Training hilft, versucht der andere es lieber mit Bewegungsübungen oder Ablenkung.
Einige Untersuchungen deuten auch darauf hin, dass das auch bei den Therapieansätzen mit Virtueller Realität der Fall ist. Wie effektiv diese sind, richtet sich wahrscheinlich danach, wie gut sich die ProbandInnen in das Szenario einfühlen können. Für welche chronische SchmerzpatientInnen die Virtuelle Realität am Ende als Behandlung geeignet sein wird, ist deshalb noch völlig unklar.

Veröffentlicht am: 05.02.2025
Komfortable Arbeitskleidung für Ärzte

Veröffentlicht am: 22.01.2025
Sabbatical für Ärzte: Geht das auch in der Gesundheitsbranche?

Veröffentlicht am: 09.01.2025