Veröffentlicht: 21.11.2024 | Lesezeit: 4 Minuten
Nehmen wir an, Sie haben eine Frage an einen Kollegen bzw. eine Kollegin im gleichen Gebäude. Stehen Sie dann auf und besprechen das Thema persönlich? Greifen Sie zum Telefon? Oder nutzen Sie einen Messenger?
Chatprogramme für tägliche Absprachen und zum Teilen von Dokumenten sind in Unternehmen längst angekommen. Auch Arztpraxen und Kliniken könnten von Messenger-Diensten profitieren – wären da nicht die hohen Datenschutzansprüchen bei Gesundheitsdaten. Einige Anbieter von „medical messengern“ haben sich genau darauf spezialisiert. Doch sind TI Messenger, medikit oder Siilo wirklich so hilfreich?
Wer nutzt Chat-Programme im medizinischen Bereich?
Insbesondere größere Praxen und Kliniken nutzen Chat-Programme zur schnellen Abstimmung und zur Optimierung der Patientendaten-Verwaltung. medikit wird nach eigenen Angaben in etwa 3.100 Betrieben eingesetzt, Siilio schreibt 2020 von 23.000 aktiven Mitgliedern in Deutschland. Bei 98.985 vertragsärztlichen Arztpraxen und 1.874 Kliniken in Deutschland, sind die Nutzerzahlen noch recht gering. Die Anbieter sehen allerdings großes Potenzial zum Wachstum und werben mit zahlreichen Anwendungsbereichen. So sollen medizinische Messenger zum Beispiel:
- Übergaben zum Schichtende ersetzen.
- Informationsaustausch zwischen Abteilungen erleichtern.
- bei der Suche nach im Haus verlorengegangenen Patienten oder Patientinnen helfen.
- schnelle Kommunikation zwischen verschiedenen Standorten möglich machen.
- u.v.m.
Vorteile von Chat-Programmen: Wie erleichtern sie den Praxisalltag?
Nicht alle der oben genannten Einsatzgebiete nützen Ihrer Arztpraxis, Ihrem MVZ oder Ihrer Klinik. Denn sie beziehen sich vor allem auf große Häuser mit vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Dennoch können medical messenger unter Umständen auch in kleinen Praxen und Einrichtungen die Arbeit erleichtern. Folgende Vorteile für die interne Praxis-Kommunikation sprechen dafür:
- Echtzeit-Kommunikation: Nachrichten werden sofort zugestellt und erleichtern so die schnelle Abstimmung zwischen Ärzten und Ärztinnen, Pflegepersonal sowie der Verwaltung.
- Dokumentation und Nachvollziehbarkeit: Chat-Verläufe können dokumentiert und bei Bedarf zur besseren Nachvollziehbarkeit herangezogen werden.
- Einfache Bedienbarkeit: Viele Programme sind intuitiv gestaltet und bedürfen keiner langen Einarbeitungszeit, was den Einsatz auch in stressigen Situationen ermöglicht.
- Datensicherheit: Medical Messenger wurden speziell für das Gesundheitswesen entwickelt und erfüllen hohe Standards an Datensicherheit und Verschlüsselung. Damit sind die sensiblen Patientendaten geschützt, was gerade für Arztpraxen und Kliniken essenziell ist.
- Flexibilität: Chat-Programme ermöglichen es dem Personal, auch mobil oder von anderen Standorten aus auf die Kommunikation zuzugreifen, was insbesondere bei mehreren Standorten, weiten Wegen oder der Nutzung von Homeoffice-Lösungen von Vorteil ist.
Nachteile: Wo liegen die Grenzen der Chat-Programme?
Trotz aller Vorteile gibt es auch einige Nachteile, die bei der Nutzung von Chat-Programmen im medizinischen Bereich beachtet werden sollten:
- Abhängigkeit von Technik: Ohne eine stabile Internetverbindung oder bei technischen Problemen kann es schnell zu Verzögerungen kommen, was den Praxisablauf stören kann.
- Mögliche Sicherheitsrisiken: Trotz hoher Sicherheitsstandards besteht bei der digitalen Kommunikation immer ein Restrisiko, dass Daten abgefangen oder verloren gehen können.
- Ablenkungspotenzial: Ständige Nachrichten können die Konzentration stören und das Personal möglicherweise von anderen wichtigen Aufgaben ablenken. Hier ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Medium gefragt.
- Kosten und Wartungsaufwand: Die Implementierung und Wartung dieser Systeme sind mit Kosten verbunden, die nicht alle Praxen ohne Weiteres stemmen können.
Voraussetzungen für die Nutzung von Chat-Programmen
Bevor Sie sich für oder gegen einen medical messenger entscheiden, sollten Sie auch die Gegebenheiten prüfen. Denn diese haben einige Voraussetzungen, die Sie erfüllen oder schaffen sollten, damit die Einführung reibungslos gelingt.
- ausreichend Geräte: Jede(r) Mitarbeiter:in, der bzw. die Zugang zum Chat-Programm haben soll, braucht mindesten ein Gerät, auf dem die entsprechende App genutzt werden kann. Je nach Anbieter kann das ein Smartphone, Tablet oder auch ein PC sein.
-
stabile Internetverbindung: Ohne eine zuverlässige Verbindung kann die Funktionalität stark eingeschränkt werden, weshalb eine stabile Infrastruktur grundlegend ist.
Datenschutz und Verschlüsselung: Die genutzten Chat-Programme sollten die hohen Anforderungen des Datenschutzes im Gesundheitswesen erfüllen. Zudem müssen auch die genutzten Geräte unter Umständen Datenschutzbestimmungen entsprechen. - Schulung des Personals: Eine grundlegende Schulung des Personals zur Nutzung der Chat-Programme und zur Sensibilisierung für den Umgang mit sensiblen Daten ist essenziell, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten.
- festgelegte Kommunikationsrichtlinien: Um die Abläufe klar und strukturiert zu halten, sollten Praxen und Kliniken Kommunikationsrichtlinien festlegen, wie etwa eine klare Trennung zwischen beruflicher und privater Nutzung sowie Richtlinien zur Erreichbarkeit.
Quellen
- TI-Messenger: https://fachportal.gematik.de/anwendungen/ti-messenger aufgerufen am 12.11.2024
- Siilo: https://www.siilo.com/siilo-messenger aufgerufen am 12.11.2024
- medikit: https://medikit.net/de/referenzen/ aufgerufen am 12.11.2024
- Heal Capital investiert in Siilo: https://e-health-com.de/details-news/heal-capital-investiert-in-siilo/, aufgerufen am 12.11.2024
- Kennzahlen der ambulanten Versorgung auf einen Blick: https://www.kbv.de/html/zahlen.php, aufgerufen am 12.11.2024
- Einrichtungen, Betten und Patientenbewegung: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/gd-krankenhaeuser-jahre.html, aufgerufen am 12.11.2024
Ein Text von Elisabeth Maußner.
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